Insel Pico

Blick auf den Ponta do Pico, der die Insel dominiert © Frank Wirth
Blick auf den Ponta do Pico, der die Insel dominiert © Frank Wirth

Insel Pico

Die Azoren-Insel Pico kann mit einigen Superlativen aufwarten: höchster Berg von Portugal, beste Insel für Whalewatching, Weinanbau, der es der UNESCO wert war, als Welterbe zu gelten. Und trotz dieser ganzen Highlights ist Pico nicht überlaufen. Pico gehört mit den Inseln Faial und São Jorge zum sogenannten Triângulo. Die drei Inseln sind sehr gut mit Fähren untereinander verbunden. Mit dem Auto überquert man die Insel auf einer Strecke von etwa 100 km. Das Wort „Pico“ bedeutet im Portugiesischen übrigens „Spitze“ – weshalb es auf den einzelnen Inseln oft weitere Picos gibt.
Windmühle auf Pico © Maximilian Delang

Hauptstadt Madalena

Madalena wird gern als Hauptstadt von Pico bezeichnet, was genau genommen nicht stimmt. Pico ist in drei Verwaltungsbezirke aufgeteilt, wovon Madalena einer ist. Nichtsdestotrotz, Madalena ist als Ausgangsort für eine Inselerkundung der ideale Standort.

Viele Besucher kommen mit der Fähre von Horta. Das erste, was sie sehen ist ein modernes Fährterminal und das große Hotel Caravalas. Der zweite Blick schweift zur Hauptkirche mit ihren spitzen Türmen. Sie steht im Zentrum der kleinen Stadt. Über allem thront der große Vulkan. Wenn er sich nicht hinter Wolken versteckt.

Gleich neben dem Fährhafen liegt der Yachthafen, wo auch die Boote der Whalewatcher und Taucher ihren Platz haben. Gleich anschließend befindet sich eine kleine Meeresbadeanlage. Größere Becken finden Sie am südwestlichen Ende der Hafenbucht. Der fehlende Strand ist somit wettgemacht.

Picos Weinbaugebiet

Die Bebauung von Madalena zieht sich im Südwesten bis Areia Larga. Dort befindet sich ein kleiner Hafen, der fast nur von Fischern benutzt wird. Südlich davon beginnen die Weinfelder, die in kleinen mit schwarzem Lavagestein gemauerten Parzellen liegen. Mittendrin im schwarz-grün erhebt sich in leuchtendem Rot eine alte restaurierte Windmühle. So museal und pittoresk die Landschaft auch aussieht, hier wird in mühevoller Handarbeit noch Wein produziert (siehe Essen und Trinken).

Die Tour PR5 PIC erschließt auf einfachen Wegen das ganze Gebiet. Die Wanderung verläuft zwischen Porto do Calhau ca. 7 km südlich von Madalena und Areia Larga. Dazwischen liegt die malerische Bucht Porto do Pocinho mit lauschigem Picknick-Platz und die Badeanlage mit Naturpool Laja das Rosas.

Die traditionellen Weinfelder Picos © Thomas Kimmel

Ponta do Pico: Wanderwege und Lavahöhlen

Bei verschiedenen Ausbrüchen des Vulkans Ponta do Pico entstanden zahlreiche Vulkanhöhlen durch unterirdischen Lavafluss. Wenige sind zugänglich. Erschlossen, aber naturbelassen ist die Gruta das Torres östlich von Criação Velha am Fuße des Vulkans Cabeço Bravo, bei dessen Ausbruch sie entstand. Nur im Rahmen von Führungen kann sie besucht werden. Sie brauchen festes Schuhwerk, Helm und Taschenlampen bekommen Sie vor Ort. Die Höhle ist nicht beleuchtet. Sie gehen auf natürlichem Fels. Lichtspiele, Musik und blinkende Animation gibt es nicht. Sie treten ein in die Stille der Unterwelt von Pico.

Vor São Mateus lohnt ein Stopp am Aussichtpunkt Miradouro da Pontinha. Der Blick fällt auf eine bizarre, schwarze Felslandschaft. Links führt ein Weg zu einer Felsbrücke im Meer.

An der vorgelagerten Küste des östlich folgenden Ortes São Caetano sind auf alten Lavaströmen weitere Parzellen mit schwarzem Gestein für Wein abgetrennt. Vom Ortszentrum führt eine schmale Straße an die Küste zum Hafen Porto da Prainha do Galeão. Hier befindet sich eine kleine kiesige Bucht und einige alte Bootsschuppen noch aus der Zeit, als an der Küste Wale gejagt wurden. An der Küste können Sie bis São Mateus zurück wandern (ca. 4,5 km).

Kulinarischer Tipp: Käse von Pico

Der nächste Ort São João ist landwirtschaftlich geprägt. An den Hängen wird Vieh gehalten. Einen milden Käse produziert die Käserei Sociedade de Produção de Lacticínios. Erwarten Sie aber keine große Firma im industriellen Stil: Es handelt sich bei der Käserei um ein kleines Landhaus, das schon mal im Vorbeifahren übersehen wird.

Die Mysterien des Berges Pico

Anfang des 18. Jahrhunderts flossen von den Flanken des Picos zerstörerische Lavaströme auf die Südseite. São João wurde überrollt und danach an der heutigen Stelle (östlich vom ursprünglichen Ort) wiederaufgebaut. Die Einheimischen konnten sich die Macht der Lava nicht erklären und nannten die Ströme Mistério (port. Geheimnis). Heute sind sie dicht überwuchert und als Lavaströme kaum zu erkennen.
Walfangmuseum Museu dos Baleeiros in Lajes do Pico © Maximilian Delang

Lajes de Pico: Das ehemalige Walfängerdorf

In Lajes do Pico im Südosten der Insel dreht sich alles um den Wal. Vom 19. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre brachte der Walfang den ansonsten armen Bewohnern des Ortes ein gutes Einkommen. Eine ehemalige Walfabrik am nordwestlichen Ortseingang gibt Einblicke in die Zeit der Walfänger (Centro de Artes e de Ciências do Mar), ebenso wie das Walmuseum Museu dos Baleeiros, das in den ehemaligen Bootshäusern am Hafen untergebracht ist.

Lajes besteht aus einer Hauptstraße, der Uferstraße und einigen Nebengassen. Die Einheimischen halten sich in der Hauptstraße auf, die Touristen an der Uferstraße, wo die sich Tauchveranstalter und Whalewatcher befinden.

1,5 km weiter östlich liegen links und rechts der Straße weiße eckige Aussichtstürme. Dabei handelt es sich um sogenannte Vigías (Wachttürme), die in Zeiten der Waljagd täglich besetzt waren. Sah der Wächter ein Wal, schoss er eine Rakete ab und die Jäger machten die Boote flott.Im

Heute sitzen in den Türmen die modernen Waljäger: Seriöse Anbieter von Whalewatchingtouren halten von Land Ausschau nach den Tieren und lotsen ihre Bootsführer per Handy oder Funk zu den entsprechenden Stellen. Sie nutzen die alten Wachtürme. Zum Aussichtspunkt Vigía da Queimada führt ein holpriger, aber kurzer Weg. Vielleicht haben Sie Glück und sehen einen Wal.

Der abgelegene Osten Picos

Nach Osten hin wird das ohnehin schon dünn besiedelte Pico noch menschenleerer und ursprünglicher. Calheta de Nesquim ist ein ruhiges Fischerdorf, das seine Glanzzeit während des Walfangs hatte. In den ehemaligen Bootsschuppen (Casas dos Botes) am Hafen können Sie drei restaurierte Walfangboote bewundern. Wuchtig erscheint die Kirche, fast zu mächtig für das kleine Dorf. Türknauf und Riegel des Hauptportals sind aus Walknochen.

Im äußersten Osten liegt das Bauerndorf Piedade. Der Boden ist fruchtbar, hier werden Obst und Gemüse angebaut. Die ehemaligen Weinfelder sind teilweise überwuchert. Vorwiegend im Sommer belebt sich die Feriensiedlung Menhenha. Den Rest des Jahres wirkt der Ort wie ausgestorben. Der Wanderweg  PR 3 PIC erschließt das Gebiet.

Bei der Besteigung des Pico © Maximilian Delang

Der Berg Pico - Wandertouren zum Gipfel

Die Insel Pico ist ein gewaltiger Bergrücken in Ost-West-Richtung, mit Höhen um die 800 Meter. Er gipfelt im wahrsten Sinne des Wortes im Westen mit der 2351 m hohen Montanha do Pico. Der Berg ist ein klassischer Schichtvulkan mit gleichmäßigen Flanken.

Der eigentliche Gipfel ist der Pico Pequeno (port. kleiner Gipfel) auch Piquinho (port. Gipfelchen) genannt, der am Nordostrand des oberen Kraters als felsiger Aufbau sitzt.

Die Besteigung beginnt auf ca. 1300 m Höhe in der Casa da Montanha. Der Pfad ist mit Pflöcken gut markiert, dennoch kann die Sicht so schlecht sein, dass Sie nicht von einem zum anderen Pflock sehen können. Teilweise steigt man über hohe Felsstufen und weglos. Auf- und Abstiegsweg sind derselbe. Besonders für die Abstieg ist Kraft und Konzentration erforderlich. Für die Besteigung des Pico sollten Sie sich ein paar Tage Zeit nehmen. Nicht weil die Tour so lange dauert, sondern weil das Wetter inmitten des Atlantiks es nicht immer zulässt, dass Sie an ihrem Wunschtag auf den Berg können.

Ausflugsziel: Die Höhle des einsamen Mönchs

An der Südwestflanke des Pico liegt wenige Meter südlich der Straße nach Madalena die Vulkanhöhle Furna de Frei Matias (Ca. 9 km von Madalena entfernt). In einer Vulkanhöhle ist eine Lavablase eingebrochen. Im Inneren wachsen Farne, Heidegebüsch und Moose. An der Decke hat der heiße Lavafluss bizarre Formen gestaltet. Nach einer Legende lebte ein Mönch namens Matthias aus Faial als Einsiedler in der Höhle.

Picos Hochland: Malerische Kraterseen in urwüchsiger Natur

Von der Montanha do Pico nach Osten hin erstreckt sich ein Hochland mit teilweise noch natürlicher, urwüchsiger Vegetation: Heide, Wacholder, Heidelbeeren und Lorbeer gruppieren sich zu kleinen Vegetationsinseln. Malerisch verteilen sich mit Wasser gefüllte, ehemalige Krater. Vielleicht ist die Lagoa do Capitão der schönste Kratersee. An seinem Ufer wachsen knorrige, uralte Wacholderbäume.

Der Caminho das Lagoas (Weg der Seen) zieht sich über den ganzen Bergrücken nach Osten. Er passiert mehrere kleine und große Seen. Der Weg ist zwar als Wanderweg PR 19 PIC ausgewiesen, kann aber befahren werden.

Die Dörfer an Picos Nordküste

  • Im Nordwesten vom Pico mit Blick auf São Jorge liegen kleine Dörfer inmitten der Weinfelder. Das Gebiet wird als Zona de Adegas bezeichnet. Die Häuser sind aus dem gleichen Gestein gebaut, wie die Mauern der Feldparzellen. Beliebt sind rote Fensterläden oder Türen.
  • Am meisten besucht ist Porto do Cachorro, direkt unterhalb der Landebahn des Flughafens. Durch die bizarr geformte Küste führt ein kurzer Aussichtspfad. Am westlichen Ortsrand befindet sich eine Lavaformation, die wie ein Hund (port. Cachorro) aussieht. Die Ohren des Hundekopfes sind allerdings angeklebt.
  • Im nächsten Ort Lajido lohnt ein Blick auf die eigenwillige Dorfkapelle Ermida de Nossa Senhora da Puerza. Sie hat keinen Turm, ihre Glocken hängen in der Frontfassade. Der Aperitif- oder Dessertwein Lajido hat von dem Dorf seinen Namen bekommen.
  • Die schmale Küstenstraße führt weiter durch die Dörfer Arcos und Cabrito. Die gesamte Bebauung steht unter Denkmalschutz. Der Wanderweg PR 10 PIC führt von Santana bis nach Lajido. Die meiste Zeit verläuft er auf der Straße, wo jedoch wenig Verkehr herrscht.
Typisches Steinhaus auf Pico © Thomas Kimmel

Fähren, Anreise und Stadtleben auf Pico

In São Roque an der Südküste der Insel befindet sich, neben dem in Madalena, der zweitwichtige Hafen der Insel. Von hier aus gehen die Fähren nach São Jorge und Frachtschiffe und Autofähren legen an. Der direkt an den Hafen angrenzende Stadtteil Cais do Pico ist der lebhafteste, was nicht heißt, dass hier das Leben tobt. In der eigentlichen Altstadt weiter im Osten ist nur noch weniger los. Etwas außerhalb liegt das ehemalige Franziskanerkloster Convento de São Pedro de Alcântara. Von dort haben sie einen guten Überblick. Heute befindet sich in den Gemäuern die Jugendherberge von Pico.

Sich im Kleinbus zu den schönsten Orten der Insel Pico schippern lassen …

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