Insel Graciosa

Die Superlative: Die Insel Graciosa ist nach Corvo die zweitkleinste Insel (maximal 12,6 km lang und 7 km breit) der Azorengruppe, sie ist auch mit 405 m die niedrigste. Wolken bleiben daher weniger hängen und die Sonne scheint öfter. Falls es doch mal kühl werden sollte, bieten sich Thermalquellen zum Aufwärmen und Entspannen an. Seit 2007 ist die Insel UNESCO-Biosphärenreservat. Der klassische Tourismus spielt eine geringere Rolle als auf allen anderen Inseln (Corvo ausgenommen). Die meisten Besucher sind Einheimische auf Heimatbesuch.

Santa Cruz da Graciosa: Süßwasserlagune, pittoreske Plätze und historische Häuser

Schöne Ausblicke auf die wilde Küste von Graciosa

Auf der kleinen, sehr ländlich geprägten Insel spielt sich das ruhige Leben im Hauptort Santa Cruz da Graciosa statt. Die Kleinstadt ist wie die Insel überschaubar. Zentraler Platz ist die Praça Fontes Pereira do Melo mit zwei großen Wasserbecken, die Überbleibsel einer Süßwasserlagune. Die Einheimischen nennen ihren Stadtplatz Rossio, in Anlehnung an den berühmten Platz in Lissabon. An der dem Land zugewandten Seite können Sie von einem Café aus das beschauliche Treiben beobachten. Eindrucksvoll sind die hohen Araukarien an der Westseite und einige alte Drachenbäume an der Ostseite des Platzes.

Rundum stehen ehemals mondäne Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als Gracios mit Weinanbau zu Wohlstand kam.

Die Hauptkirche (Igreja Matriz de Santa Cruz) geht auf das Jahr 1500 zurück. Ein paar Meter weiter südlich befindet sich die Igreja da Misericórdia, die Wohlfahrtskirche, aus dem gleichen Zeitraum.

Die Küstenlinie der Stadt ist rau und zerklüftet. Zum Baden bietet sich die natürlichen Lavabecken (Piscinas naturais) an. Sie liegen westliche der Hauptbucht.

Südlich ans Stadtgebiet angrenzend liegt der Hausberg Monte da Ajuda. Auf dem Vulkanhügel liegen drei Wallfahrtskirchen und den Gipfel krönt die Stierkampfarena. Rechnen Sie mit ca. 20 Min. vom Stadtzentrum bis oben.

Der kleine Ort Praia (São Mateus)

Die zweite größere Ansiedlung von Graciosa ist Praia. Hier legen die Fähren an. Eine Besonderheit des Ortes sind die restaurierten Windmühlen, wovon zwei als Unterkünfte hergerichtet sind. Und wie der Name Praia (port. Strand) schon sagt, schließt sich südlich des Hafens ein Sandstrand an.

Vorgelagert ist die Insel Ilhéu da Praia. Sie steht als Vogelbrutgebiet unter Schutz. Hier lebt und brütet der Monteiro-Wellenläufer (Oceanodroma monteiroi), der auf Graciosa als endemisch gilt. Zwischen April und Anfang Juli legt das Weibchen lediglich ein Ei, aus dem das Junge nach ca. 1-2 Monaten schlüpft. Dieser kleinste Seevogel der Azoren jagt tags und nachts.

Caldeira da Graciosa: Tief hinein in den Vulkanschlund

Die Caldeira von Graciosa liegt im Südosten Graciosas und dominiert diesen Inselteil. Durch den Kollaps zweier Krater entstand eine Ellipse mit 1,6 km Länge und 0,8 km Breite. Die Kraterwände im Inneren sind steil und dicht bewaldet. An der höchsten Stelle ist der Kraterrand 405 m hoch und somit der höchste Punkt der Insel.

Um den Krater verläuft ein geschotterter, teilweise auch asphaltierter Weg. Er hat die offizielle Bezeichnung PR2 GRA. Für die komplette Umrundung sollten Sie knapp 3 Stunden einplanen.

Furna do Enxofre: Ins Innere der Caldeira

In der Caldeira von Graciosa liegt die Schwefelhöhle Furna do Enxofre. Ein Tunnel durch die Kraterwand führt ins Innere der Caldeira. Die Höhle befindet sich im ehemaligen Schlot eines Vulkanes und ist gewaltig, eindrucksvoll und auch unheimlich. Ihr Gewölbe hat einen Durchmesser von ca. 180 Meter und ist etwa 40 m hoch. Am Grund der Höhle liegt der See Lagoa do Styx, der mit schwefelhaltigem Wasser gefüllt ist. Styx ist übrigens in der griechischen Mythologie ein Fluss in der Unterwelt.

In die Höhle gelangen Sie über eine Wendeltreppe in einem rustikalen Steinturm, der an ein mittelalterliches Gefängnis erinnert. Aus Sicherheitsgründen darf man wegen den Ausgasungen nicht mehr bis zum See hinunter.

Die Thermalquelle Carapacho: Heiß oder kalt baden

Seit 1750 zieht es Menschen nach Carapacho. Dort sprudelt eine Quelle, die Verbindung zur Furna do Enxofre hat, wodurch das Wasser durch seine Inhaltsstoffe Rheuma und Hauptkrankheiten heilt. Vor allem im 19. Jahrhundert zog es hier reiche Azorianer her. Heute kommt man eher zur Entspannung: Im renovierten Kurhaus kann man Baden und wohltuende Anwendungen buchen. Wem das ca. 35-40° C warme Wasser zu ermüdend erscheint, kann auch ins Meer steigen. Direkt unterhalb des Kurhauses befindet sich eine Meeresbadeanlage.